Samstag, 6. September 2014

Komm, lass uns wandern



Komm, lass uns wandern


Auch die Luft ist schwarz,
wenn erstickte Rosen ihren
Duft im verlorenen Baum
der Kindheit suchen.
Sanfte Greise lispeln und
lachen hinter Wolkengardinen, die
brennen wie Sand.

Auch der Wald ist grün,
wenn im dürren Schatten tausend Lieder
weinen. Sanft das Säuseln der
Vergangenheit.
Immer warte ich auf
Kummer, die kommen müssen.

Auch das Feuer ist rot,
wenn karge Flammen im knisternden
Kamin die Wunden
löschen und trösten. Einst
rieselte die Liebe wie
ein Funke Leben.

Auch das Meer ist blau,
wenn am weiten Ufer der
Zukunft stolze
Zypressen winken. Der Weg
bummelt dahin, komm, lass uns
wandern. 

***
Viens, marchons ensemble


L’air aussi est d’ébène,
quand, suffocantes, des roses
cherchent leur parfum dans l’arbre
perdu de l’enfance.
De doux vieillards murmurent et
rient derrière la croisée où des nuées
de dentelles brûlent comme du
sable.

La forêt aussi est d’émeraude,
quand mille chants pleurent à l’ombre
hostile. Tendre est le babil
du passé.
Toujours, j’attendrai des
peines qui ne peuvent que venir.

Le feu aussi est de rubis,
quand des flammes émaciées éteignent
et consolent les plaies
au foyer crépitant. Autrefois
il coulait, l’amour, comme une étincelle
de vie.

La mer aussi est de turquoise,
quand au rivage lointain
 du temps de fiers cyprès
appellent. Le chemin se
promène  jusqu’à eux,
viens, marchons
ensemble.


Sonntag, 17. August 2014

Rote Kirschen blaues Licht



Rote Kirschen

blaues Licht

Sonnenblumen das bin ich

Grüne Augen

blinde Kuh

klares Denken das bist du

Lichter fliegen fliehen gehen

Dichter geben nehmen segnen

Flieder singen

Mond kommt auf

Sterne fallen

sind gut drauf

federleicht liebst du mich rot

Moos so duftet 

Angst ist tot

Sieh Holunder nah am Mohn

Kinder lachen Männer drohn

Halt mich fest nimm meine Hand

Schnee kann regnen durch den Sand

Wunder kommen das ist klar

Liebe blüht: alles ist wahr.


Sabine Aussenac

Dienstag, 8. Juli 2014

Im Schatten: Die Hortensie

                                            Im Schatten: die Hortensie




Wie duftet die Akazie,
als sei der Himmel neu!
Im Schatten: die Hortensie,
ein Blau so sanft und scheu…

Mein Garten nur ein Summen,
die Bienen wanken voll
im Honigland am Brunnen;
sie tanzen, als ob toll.

Der Schwalben schwarzer Schrei
ein Kreisen in dem Wind,
ich träume Loreley,
mein Rhein, der ist so blind…

Denn nur die tiefe Sehnsucht
erleuchtet meine Nacht.
Des Sommers weite Bucht:
Erinnerung und Pracht…







Sonntag, 29. Juni 2014

Die Goldmarie ist da

Die Goldmarie ist da




Drei Zeiten am Strande eines Menschen:
Aprikosensand der Kindheit,
Mitte des Lebens im Stahlwasser des Alltags,
goldenes Licht der ewigen Hoffnung.

Drei Welten am Ufer eines Herzens:
Samt der sandigen Unschuld,
Wellen der Unsicherheit im grauen Feld des Lernens,
Sonnenblume des Himmels, oh sieh die Pracht, wenn Himmel lacht…

Drei Wege im offenen Meer der Welten:
Erst das Warten, Horizontlinie der Langeweile;
dann das Tappen im dunklen Bauch des Universums,
und plötzlich kommt der Schatz:


Die Goldmarie ist da!

Die erste Nacht mit Dir


Die erste Nacht mit Dir




Die erste Nacht mit Dir- war schön.
Ein Segeln durch unbekannte Wellen,
Insel und Tabu, sich
an allen Ecken wehtun, dabei lächeln: der Weg
ist lang.

Die erste Nacht mit Dir- tat gut.
Plötzlich die ganze Welt spüren, ein Aufatmen
nach staubiger Zeit. Rost und Steine essen,
Mahlzeit der Trauer. Und nun hieß es:
Lavendeleis und Sonnenblumensaft.

Die erste Nacht mit Dir- war sanft.
Sich ansehen und antasten, Schmetterlinge
durch luftige Lieder, kummerlose Stunden.

Sie war verschwunden: die Angst.

Die Trümmerfrau


Die Trümmerfrau




Ich sitze da am Ruinenrand,
mein Leben tot, mein Haus im Brand.
Wie Blitz und Bomben hat’s mich erwischt,
alles ist fort: Liebe und Licht.

Die Steine stöhnen, wilder Sand,
mein Herz verwirrt im Pommerland.
Nun bleibt nur Nacht wie Dornenweg,
kein Prinz wird sehen, wie Kummer feg‘…

Und plötzlich aufstehen: Sonne lacht.
Ein Tuch so rot  wie Kirschenpracht,
das lange Haar verschwindet ganz,
es kommt die Zeit für neuen Tanz.

Und nun nur heben, legen, raus,
ich spiel mit Tod wie Katz und Maus,
bald ruft im Haus die leere Wonne:
Ich wart‘ auf mich, und schau: ich komme!

Die Trümmerfrau werd‘ ich genannt,
denn durch mein Haus weht weites Land.
Doch wer kann sehen, wie ich da sing‘,
der darf mir geben neuen Ring.

Bild: Deutschland Stunde null, Anneliese und Erich, die Eltern meiner deutschen Mutter...

Blüte Felder Korn und Klee

Blüte Felder Korn und Klee





Blüte Felder Korn und Klee
oft träume ich vor heißem Tee
wann kommt die Zeit
der roten Rose
wo sitzen Freiheit
und Matrose

Zitronenduft und Mandoline
Venedigsanft summt kleine Biene
ich sitze stumm am Lebensfenster
mal war ich eine Nachtigall
so viele Nächte voll Gespenster
nun bleibt nur noch ein Wiederhall

Als wäre Sonne nie erstanden
wimmelt die Luft von falschen Mandeln
mein Kummerland ist abgebrannt
im Winde klirren die Tränen
aber die Fliederfrau werd’ ich genannt
mein Frühling kommt wie ein Eden.


Bis der Sturm sich legt



Bis der Sturm sich legt


https://www.youtube.com/watch?v=YKw2Tv7xS7g



Bis der Sturm sich legt

ist ein langer Weg.

Bis die Wellen ruhen,

bis der Wind sanft schläft,

bis der Himmel bunt

mir die Farben gibt

für ein neues Leben,

wo man tanzt im Segen.



Bis der Sturm sich legt

gibt es dunkle Wälder.

Da sind hundert Wölfe,

die mich beißen wild,

da muss ich nur stolpern,

bin verwirrt und blind,

und dann kommt die Lichtung,

ein Geschenk so mild.



Bis der Sturm sich legt

lauern Angst und Durst,

in den engen Ecken ohne Luft;

die Kerker meiner Nächte. Und

am Morgen: das Ersticken. Aber sieh:

Flieder tanzt und Wellen blühen,

endlich ruht der Hampelmann.

Ich strahle wie am Weltanfang.